Dienstag, 23. Januar 2018
Wieder zuhause
Nach einer Woche in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie durfte ich zwischen Weihnachten und Neujahr nach Hause.

Freunde kündigten ihren Besuch an. Ich ließ einen engen Kreis zu, dem ich meinen Anblick zumuten konnte. Nicht Jeder und Jedem wollte ich so unter die Augen treten. Dabei musste ich lernen, dass diese Besuche nicht nur an meinen Kräften zehrten. Mein Gesicht schwoll wieder stärker an, weil ich am Tisch nicht mehr dazu kam, den Eisbeutel ins Gesicht zu drücken.

Ähnlich verhielt es sich an den Tagen, an denen wir im Restaurant essen gingen oder an denen wir Freunde besuchten.

Kurz nach meiner Rückkehr kam mein Kollege M. zu Besuch. Er hielt allerdings meinem Anblick nicht stand. Er konnte mich nicht ansehen; die Schilderung meines Unfalls löste Zweifel bei ihm aus: warum hatte ich keine Abwehrbewegungen mit den Armen gemacht, die meine schweren Verletzungen vermieden hätten? Mit Brille und Mütze verbarg ich die schlimmsten Einzelheiten und doch merkte ich, dass M. einige Zeit brauchen würde, bis ihm das Essen wieder schmeckte.

Erst nach ungefähr zwei Wochen konnte ich keine weitere Verbesserung mehr feststellen, ob ich nun kühlte oder nicht. In dieser Zeit kündigte M. an, mich wieder besuchen zu wollen.

Mittlerweile sah ich einigermaßen erträglich aus. Die Nähte im Gesicht waren verheilt, die Mütze und die Brille taten, wie zuvor, das Übrige. Lediglich die Asymmetrie meines Gesichts fiel weiterhin auf.

Ich habe M. erklärt, dass es in der Nacht vor der OP absolut nichts gab, was zwischen mir und irgend einem Menschen gestanden hätte. Ich war in jener Nacht mit mir und der Welt im Reinen. Nichts lenkte meine Gedanken von mir selbst und meinem Willen zum Gesundwerden (Genesung) ab. Ich hatte auch keine Angst vor dem Sterben, der letzten Option.

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